Innovativer Ansatz bei Depressionen: Mit einer pharmakogenetischen Analyse zum richtigen Medikament

Depressive Erkrankungen gehören zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Volksleiden.1 So meldet die WHO, dass aktuell weltweit etwa 280 Millionen Menschen an einer Depression leiden.2Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat sich die psychische Gesundheit der Bevölkerung noch weiter verschlechtert – Angstzustände und Depressionen sind gestiegen.3 Bei der Behandlung mit Antidepressiva liefern eine pharmakogenetische (PGx) Analyse und die Software „PGx-Optimizer“ neue und innovative Ansätze: Sie ermöglichen eine personalisierte, medikamentöse Therapie-Optimierung, um eine bessere Verträglichkeit und Wirkung von Medikamenten, insbesondere Psychopharmaka zu erzielen.

Eine Depression ist eine weit verbreitete psychische Erkrankung. Die Auslöser können unterschiedlich sein: genetische Faktoren, einschneidende Erlebnisse wie Tod, Trennung oder Krieg sowie psychosoziale Belastungen, die eine Anpassung an neue Umstände erfordern. Dies zeigt sich insbesondere durch die jahrelangen Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie. Hier sind vor allem junge Menschen stark betroffen. So zeigt eine Studie der Donau-Universität Krems, dass etwa die Hälfte aller jungen Erwachsenen unter depressiven Symptomen leidet, wobei vor allem Zukunftsängste, Einsamkeit oder Jobverlust eine Rolle spielen können. Sehr schwere depressive Fälle haben sich sogar verzehnfacht: „Die Entwicklung ist besorgniserregend. Ein Viertel der Bevölkerung leidet mittlerweile unter depressiven Symptomen, bei den jungen Erwachsenen gar die Hälfte, während es im Jahre 2019 weniger als fünf Prozent waren“, meint Studienautor Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh.4

Unerwünschte Nebenwirkungen beim Einsatz von Antidepressiva

Da eine Depression eine ernstzunehmende Erkrankung ist, die mitunter auch zum Suizid führen kann, ist professionelle Hilfe unabdingbar. Gängige Behandlungsmethoden stellen hier die Psychotherapie und der Einsatz von Medikamenten dar. Das Problem: Es gibt Fälle, in denen die Einnahme von Antidepressiva wie beispielsweise Venlafaxin, Mirtazapin, Duloxetin oder Escitalopram zu keiner Verbesserung des Zustands führen oder gar nicht erst vertragen werden.

Der Grund hierfür kann neben unterschiedlichen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ernährungszustand, Ethnie oder Umweltfaktoren auch im individuellen Stoffwechsel liegen: Im menschlichen Körper ist ein hochkomplexes Enzymsystem in der Leber dafür verantwortlich, dass Wirkstoffe von Medikamenten im Zuge des Stoffwechselprozesses aufgenommen, umgewandelt und wieder abgebaut werden. Minimale genetisch bedingte Veränderungen dieser Enzyme (Mutationen) können die Reaktion auf ein Arzneimittel erheblich beeinflussen. Das ist der Grund, warum das gleiche Antidepressivum bei verschiedenen Personen oft unterschiedlich wirkt. Die Folgen sind Unter- bzw. Überdosierungen von Wirkstoffen, ein ausbleibender Therapieerfolg, Nebenwirkungen oder unerwünschte Medikamenten-Interaktionen, wenn mehrere Arzneimittel gleichzeitig verschrieben werden.

Einige Beispiele:

  • Die Kombination der Antidepressiva Fluoxetin und Amitriptylin sollte vermieden werden, weil sie eine massive Steigerung des Plasmaspiegels von Amitriptylin bewirken kann. Die Folgen können drastisch sein und bis zum epileptischen Anfall reichen.
  • Ein häufiges Problem können auch Statine (Cholesterinsenker) darstellen. Oft werden sie aufgrund genetischer Veränderungen weder als Einzel-Therapie noch in Kombination mit Antidepressiva vertragen.

Unerwünschte Wechselwirkungen können auch mit Lebensmitteln auftreten :

  • Wer viel Rotwein trinkt oder gerne Grapefruit isst und diese Schlaf- und Beruhigungsmittel kombiniert, beeinflusst deren Wirkung.
  • Bereits eine halbe Grapefruit(saft) pro Tag – eine Woche lang konsumiert – blockiert die Aufnahme des Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmers Citalopram.
  • Der übermäßige Konsum von grünem Gemüse (z. B. Brokkoli) kann die Wirkung von Blutgerinnungshemmern beeinflussen.
Die Medizin der Zukunft

Eine pharmakogenetische Analyse, also eine Genanalyse, anhand derer mittels Blut- oder Speicheltest der Genotyp eines Patienten/einer Patientin bestimmt wird und die über den individuellen Arzneimittelstoffwechsel von PatientInnen Aufschluss gibt, sorgt für Zuversicht und unterstützt ÄrztInnen mit einem interaktiven, einzigartigen, webbasierten Kalkulationsprogramm „PGx-Optimizer“ dabei, Behandlungen optimal an die jeweilige Person anzupassen und die perfekte Medikamenten-Kombination und Dosierung auf Basis deren genetischer Voraussetzungen zu erstellen.

Unterstützung bei bisher ausbleibendem Therapie-Erfolg

Vor allem bei PatientInnen, bei denen es bereits mehrere Umstellungsversuche auf andere Medikamente gegeben hat und trotzdem der Therapie-Erfolg bisher ausgeblieben ist, macht eine pharmakogenetische Analyse Sinn. Wer beispielsweise ein sogenannter „Poor Metabolizer“ des Enzyms CYP2D6 ist (das ist ein Genotyp, der gewisse Arzneimittel nur langsam verstoffwechselt), verträgt viele Medikamente nicht. Viele PatientInnen verlieren nach einiger Zeit die Hoffnung, wenn Medikamente nicht den gewünschten Erfolg erzielen, nicht vertragen werden, keine Umstellungsversuche helfen und es auch keine Erklärung dafür gibt.

Das ändert sich mit dem PGx-Optimizer

Vor allem bei Umstellungen oder Neueinstellungen auf eine medikamentöse Therapie, unterstützt die PGx Analyse und der PGx-Optimizer behandelnde ÄrztInnen dabei herauszufinden, ob ein neues Medikament etwa dafür sorgt, dass das alte nicht mehr vertragen wird. Beispiel: Verträgt ein Patient/eine Patientin das Antidepressivum Fluoxetin zwar gut, merkt aber keine Besserung seines depressiven Zustands und bekommt zusätzlich als „Add on“ beispielsweise Sertralin verschrieben, kann es sein, dass das ursprünglich gut vertragene Fluoxetin plötzlich zu Nebenwirkungen führt. Mit dem PGx-Optimizer können ÄrztInnen eine wirksame Ersatz-Kombination, individuell auf PatientInnen abgestimmt, wählen und deutliche Verbesserungen depressiver Symptomatiken erzielen.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Zur Erhaltung der psychischen Gesundheit können viele Faktoren eine unterstützende Rolle spielen. Dazu zählen

  • ein starkes soziales Umfeld (Folgen von Einsamkeit ist eine der Haupttodesursachen in westlichen Ländern)8
  • regelmäßige Bewegung und Sport schütten Glückshormone wie Dopamin und Serotonin aus
  • sowie eine gesunde und vor allem auch Omega-3-reiche Ernährung. In einer Meta-Analyse von 14 Studien konnte man zeigen, dass depressive PatientInnen niedrigere Omega-3-Werte haben als gesunde Personen.9

Übrigens: Wer seinen Genotyp vorsorglich testen lassen möchte, profitiert davon ein Leben lang, da sich das individuelle genetische Profil nicht ändert.

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