Nebenwirkungen? Personalisierte Medizin auf Basis Ihrer Gene

Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung nimmt regelmäßig Medikamente1. 25 bis 50 Prozent der medikamentösen Therapien verursachen dabei Nebenwirkungen oder erzielen keine ausreichende Wirksamkeit.2 Die Folge ist oftmals die quälende Frage, warum es einem trotz der Einnahme von Medikamenten nicht besser geht. Frustration oder sogar ein Therapie-Abbruch können daraus resultieren – ohne eine Alternative zu haben. Die Pharmakogenetik bietet einen neuen innovativen Ansatz für einen gezielten Therapie-Erfolg: bessere Verträglichkeit und Wirkung von Medikamenten mit Hilfe einer genetischen Analyse.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, welche Medikamente Sie weniger gut vertragen und welche bei Ihnen vielleicht gar nicht wirken? Oder ob es Arzneimittel gibt, die Sie besser nicht kombinieren? Oder wie Sie Unter- oder Überdosierungen vermeiden können? Antworten darauf finden sich im körpereigenen Medikamenten-Stoffwechsel, der durch die individuelle Genetik beeinflusst wird.

Im menschlichen Körper ist ein hochkomplexes Enzymsystem (insbesondere Leberenzyme) dafür verantwortlich, dass Wirkstoffe von Medikamenten im Zuge des Stoffwechselprozesses aufgenommen, umgewandelt und wieder abgebaut werden. Minimale genetisch bedingte Veränderungen dieser Enzyme können die Reaktion auf ein Arzneimittel erheblich beeinflussen und spielen auch in der Bioverfügbarkeit eine wichtige Rolle – also wie gut ein Wirkstoff im Körper tatsächlich ankommt. Das ist der Grund, warum das gleiche Medikament bei verschiedenen Personen unterschiedlich wirken kann. Die Pharmakogenetik untersucht genau diese genetisch bedingten Unterschiede im Medikamentenstoffwechsel, um jedem Menschen individuell eine maßgeschneiderte medikamentöse Therapie zu ermöglichen.

Pharmakogenetische Analyse – welcher Genotyp sind Sie?

Die pharmakogenetische (PGx) Analyse bietet viele Vorteile und kann feststellen, ob Ihre Medikamente optimal dosiert sind, ob diese einander in ihrer Wirkung beeinflussen und welche Medikamente Ihr behandelnder Arzt/Ihre behandelnde Ärztin durch andere aus der gleichen Wirkstoffgruppe ersetzen sollte. Dabei werden genetische Variationen (auch Mutationen genannt) von Enzymen unter die Lupe genommen, die am Medikamentenstoffwechsel beteiligt sind.

Solche Mutationen liegen bei etwa 90 Prozent3 der Bevölkerung vor und bestimmen, wie aktiv diese Enzyme sind. Je nachdem, wie „langsam“ oder „schnell“ diese arbeiten, verlangsamen oder beschleunigen sie die Aufnahme und den Abbau von Medikamenten im Körper. Wird ein Medikament beispielsweise zu langsam abgebaut, erhöht sich bei regelmäßiger Einnahme die Konzentration des Wirkstoffs im Blut, was zu einer Überdosierung und damit zu Nebenwirkungen führen kann. Wird ein Wirkstoff zu schnell oder gar nicht aufgenommen, wirkt er zu wenig und kann keinen gewünschten Therapie-Erfolg erzielen.

Man unterscheidet dabei zwischen vier verschiedenen Phänotypen: dem Poor Metabolizer, dem Intermediären Metabolizer, dem normalen Metabolizer und dem Ultra Rapid Metabolizer. Ihr Arzt/Ihre Ärztin kann anhand ihres genetischen Profils entscheiden, ob ein Medikament beibehalten wird, die Dosierung angepasst werden muss oder ein anderes Arzneimittel aus dem selben Wirkstoffbereich verschrieben wird. Einmal festgestellt verändert der Genotyp sich praktischerweise nie wieder. Deshalb profitieren Sie von einer PGx-Analyse Ihr ganzes Leben lang. Sonstige Faktoren wie z.B. Rauchen, Ernährung oder vorliegende Erkrankungen können jedoch einen Einfluss auf den Medikamenten-Stoffwechsel haben.

Für wen ist die genetische Analyse sinnvoll und wie funktioniert sie?

Die Analyse ist im Grunde für jeden Menschen sinnvoll. Sie bringt insbesondere für jene PatientInnen, die unter Nebenwirkungen leiden oder bei denen ein Therapieerfolg bisher ausgeblieben ist, wertvolle Erkenntnisse. Zahlreiche Medikamente dürfen auch gemäß ihrer Zulassung erst nach einer pharmakogenetischen Analyse eingesetzt werden. Es gibt eine große Anzahl an Fachgebieten, in denen eine Analyse schon vor der ersten Verabreichung eines Arzneimittels Sinn macht. Sie ist aber auch für alle sinnvoll, die ihren Genotyp vorsorglich testen lassen, um zum Beispiel nach einem Unfall mit dem passenden Medikament versorgt zu werden. Die Einsatzgebiete sind somit vielfältig: sei es nach einem Schlaganfall zur Therapie mit dem richtigen Gerinnungshemmer, vor oder während einer Chemo-Therapie, bei chronischen Schmerzen wie Migräne oder psychischen Krankheiten wie Depressionen. So wurde beispielsweise in einer Studie der Zusammenhang zwischen Antidepressiva bzw. Antipsychotika und den Enzymen, die an der Verstoffwechselung beteiligt sind, erforscht. Das Ergebnis zeigte, dass Mutationen in diesen Enzymen vermehrt zu unerwünschten Nebenwirkungen oder ausbleibendem Therapieerfolg führten.4

Ihr Weg zur Analyse

Wenn Sie sich für eine pharmakogenetische Analyse interessieren, wenden Sie sich am besten an einen unserer PartnerärztInnen um die nächsten Schritte zu besprechen. Die Genanalyse wird in unserem ISO-zertifizierten Labor anhand höchster Standards durchgeführt. Die Befunde unterliegen solider elektronischer Datensicherheit. Sie bestimmen somit selbst, wer Einblick in den Befund nehmen darf. Innerhalb von etwa zwei Wochen wird der Befund in ein webbasiertes Analysetool, den PGx-Optimizer, hochgeladen. Dort kann Ihr Arzt/Ihre Ärztin neben der Analyse der Einzelmedikation auch mögliche Wechselwirkungen überprüfen. Zusätzlich bietet das Tool Vorschläge zur personalisierten Therapieoptimierung.

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Personalisierte Medizin: Ausblick und Trends

Aktuell wird viel zu dem Thema der Pharmakogenetik geforscht und es stellt sich die Frage: Wohin kann sich das Feld entwickeln und welche Rolle nimmt die personalisierte Medizin in Zukunft ein? Ziel sollte es jedenfalls sein, eine genetische Analyse als medizinischen Standard zu etablieren – vor allem bei häufig eingesetzten Medikamenten. Davon profitieren sowohl PatientInnen als auch ÄrztInnen in hohem Maße.

Es bleibt spannend.

 

 

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